DENKSTOFF/MINDSTUFF

GERHARD JOHANN LISCHKA

Denkstoff /  Aus dem Gehirn – an das Gehirn

Die zwölf Kapitel des Textes bilden den Ausgangsstoff für die Züchtung menschlicher Gehirnzellen. Das Papier der zwölf Briefe an das Gehirn wird zerkleinert, aufgeweicht und mittels Bakterien fermentiert. Die Cellulose des Papiers wird in Glucose umgewandelt und bereitet die Nahrung für die Startkultur der Zellen, die in der Arbeit PANCREAS wachsen (biotechnologische Umsetzung: Thomas Seppi, Department für Strahlentherapie und Radioonkologie, Medi- zinische Universität Innsbruck).

Fermentierungsprozess

Die Briefe an das Gehirn von G. J. Lischka werden zerkleinert und für den Fermentierungsprozess vorbereitet. Die Cellulose des Papiers wird in Glucose umgewandelt und dient der Züchtung menschlicher Gehirnzellen.

2 Fermentierung

Die aus den Briefen von G. J. Lischka gewonnene Glucose bringt Gehirnzellen zum Wachsen.

 

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Was ist Denken? Wir müssen es uns nicht überlegen. Denn es ist ein Prozess, in den wir immer ver- strickt sind. Und nur bei der Impertinenz einer Unterbrechung des Bewusstseins bemerken wir es: Ja, das habe ich selber gedacht! Doch der reißende Bewusstseinsstrom zieht uns unweigerlich und konstant immer weiter. Und wir wissen nicht wohin. Gerade das ist die Freiheit des Denkens, seine Offenheit und Richtungslosigkeit. Nur momentan können wir irgendwo am Ufer Halt nden. Da- mit ist es tatsächlich so, dass wir uns nicht wieder in denselben Bewusstseinsstrom begeben. Denn er ist – nicht merklich – ein anderer geworden. Dabei wirken stetig: das Bewusste, das Unbewusste, das Gefühlte, das Geahnte. Die jeweilige Situation, das nicht selbst Gewollte als Reaktion auf die Gegebenheiten im Zusammenspiel der Kräfte. Je nach Gefühlslage be nden wir uns im Dickicht und bewegen uns auf eine Lichtung zu. Erneut werden wir uns verirrt im Getümmel des sich über- lagernden Drei-Sekunden-Rhythmus be nden, den uns beschäftigenden Vorstellungen, Begriffen und Einbildungen. Dies bei Tag und bei Nacht in den Träumen. Es sollen zehntausende Gedanken sein, die wir allein an einem Tage gedacht haben.

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Was im Gehirn beim Denken passiert: Es ist das Feuern der Neuronen. Und damit dieses Feuern sich aufrechterhält und lodert, benötigt es Zündstoff. Wie Muskeln Training brauchen, werden auch die Neuronen durch Inputs gereizt, durch Neugier und die Aneignung von Wissen aus der Erfahrung und Gesprächs- und Lesestoff. Noch im Mutterleib ist es das Gehör, welches als „erster“ Sinn funktioniert und uns – später auf die Welt gekommen – durch den Spracherwerb gestattet, einen Sprachschatz anzureichern, der schließlich ein Leben lang erweitert wird. Die Sprache, auch die Gestensprache, wird zum Instrument der Darstellung unserer komplexen Gesellschaftsstruk- tur, deren Mitgestaltung jeder/m auferlegt wird. Die von uns ausgeführten Handlungen sind Re- sultat der funktionierenden Verbindung von Kopf und Hand, von Denken und Erfassen. So be- kommen wir einen Begriff von der Welt und der Manipulation der uns zur Verfügung stehenden Objekte. Das Zusammenspiel der Sinne garantiert das In-der-Welt-Sein: das Begreifen und Erleben der Konstruktion der Wirklichkeit, in der wir leben. Es ist die Kette und der Schuss, welche den Stoff ergeben. Wie Inhalt und Behälter, wie Dunkelheit und Licht, Aktion und Reaktion, Reiz und Re ex, die sich unterscheiden und doch zusammengehören.

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Im „Zentrum“ zwischen Makro- und Mikrowelten bewegen wir uns im Horizont der Zeiten fest in den Klammern des steten Stirb-und-Werde. Die uns gegebene Zeitspanne deckt sich mit den die Gesellschaft auszeichnenden Möglichkeiten der Verhaltensformen, des Erkennens und Wissens, der Glaubensformen und der individuellen Vorstellungen, wie das Leben zu führen sei oder sein könnte, der vom Einzelnen vertretenen Meinungen, was wie zu sein hat. Wir balancieren zwischen Selbst- und Fremdbestimmung mit der uns zur Verfügung gestellten Energie: Es ist der Akt, den wir in den Szenen, durch die wir unsere Auftritte bewältigen, nach den herrschenden Geboten auf- führen. Fragen wir uns, ob denn das Materielle oder doch das Immaterielle den Ton angebe, uns und die Welt bestimme, werden wir in den gegebenen Dimensionen von Raum und Zeit nur sehr bescheidene Vermutungen äußern können. Auch wenn bald das kleinste Teilchen bewiesen sein sollte und Gott für das alles bewirkende Wesen gehalten wird. Wir müssen uns wahrscheinlich mit dem Staunen und der Faszination zufrieden geben und mit Antworten ab nden, die in unserem Horizont nicht nur vernünftig, sondern auch sinnvoll erscheinen. Und dabei immer bereit sein, uns auf Fragen einzulassen, die nicht nur bequem, sondern vielleicht sogar furchtbar sind.

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Normalerweise ist ein Körperorgan für eine klar de nierte Aufgabe zuständig – selbstverständlich in Verbindung mit allen anderen Organen, die das Gesamt des Systems darstellen. Gerne spricht man dann davon, dass alle Organe/Einzelsysteme mehr sind als nur die Summe der einzelnen Tei- le. Man kann aber auch sagen: Wo soll dieses Mehr sein, wenn doch das Gesamt alles ist, funktional gesehen? Nehmen wir aber das Gehirn, wird es doch evident, von diesem Mehr zu sprechen, weil es tatsächlich mit allen Körperteilen verbunden ist. Und zudem noch durch den Denkprozess die Außenwelt in ihren jeweiligen Situationen mit der Erfahrung aus vergangenen Ereignissen in die Zukunft weist. Das Gehirn ist demnach für die Synthese aller Körperfunktionen verantwortlich, praktisch der sechste Sinn, der die sogenannten fünf Sinne vereint. Es ist ein Grundrhythmus des Lebens, dass Thesen auf Antithesen treffen, die eine momentane Synthese nden, um wiederum in einer unendlichen Kette aneinander gereiht ebenso fortzufahren. Auch in der Sprache verglei- chen wir in hundertstel Sekunden, ob das Gehörte grammatikalisch stimmt, wir die Wörter ken- nen und den Sinn verstanden haben. Das Gelernte, im Langzeitgedächtnis Abgespeicherte muss als Referent vorhanden sein, damit sich ein Wort in ihm festsetzen kann, muss es ein Dutzend Mal wiederholt worden sein.

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Wie das Kurzzeitgedächtnis das der Langzeit nährt, wie heftige Erlebnisse (schlechter oder guter Provenienz) uns lange beschäftigen und markante psychomentale Spuren hinterlassen, steht es auch um die sinnliche Wahrnehmung und Erkenntnis. Eine Schnittstelle, ein Hiatus ist immer zwischen der Realität, ihrer körperlichen Erfahrung und dem Bewusstsein dessen, was wir tun müssen oder tun möchten: die direkte Ebene und die diese abstrahierende Metaebene. Wir sind Beobachter, welche die Beobachtung beobachtend bewerten. Dieser Vorgang korrespondiert dem Dreier-Rhythmus der Generierung unseres Lebens, dass aus Eins und Zwei die Drei resultiert, auch die Drittheit Frau, Mann und Kind als Weltformel. Dass das Selbst mit dem/den Anderen hin- und hergerissen das Geschehen als solches sind/ist und die notwendige Energie zur Spei- sung der Aktionen die Voraussetzung dafür sind, ist der Treibstoff des Denkens. Womit wir uns auch beschäftigen: Ohne die Basis der Ernährung, der Gesundheit, des temporären Wohlergehens und ihrer Konterparts ist Denken der Zwang des Überlebens, der Instinkt. Dieser ist „primitiv“, das quasi animalische Erbe, die Basis der Herkunft, das Wissen der Gene und Meme. Viele ritualisierte Handlungen vollführen wir unbewusst dem denkenden Körper folgend und gewohnheitsmäßig richtig agierend.

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Instinktive Sicherheit, körperliches Denken sind die Garanten bei Voraussetzungen, auf die man sich verlassen kann. Fehleinschätzungen kann es immer geben, Intersubjektivität ist nun mal vol- ler Überraschungen. Erschwert wird menschliche Kommunikation erst dort, wo „vernünftige“ Zu- schreibungen schwierig sind, weil das, was wir Wirklichkeit/Realität nennen, in hohem Maße durch die Reality (die globalen Massen/Medien) generiert wird. Images, apparative Gegenwärtigkeit, un- durchschaubare Investitionen und die Flut von Informationen spalten unser Denken in die extre- me Polarisation Brainstorming und Braindrain, sodass der Verstand kaum mehr zu sich kommt. Wann sollte man Zeit zum Denken haben: Wenn die zeitbedingt hektische Arbeit beherrschend und nur repetitiv ist, die Wege zur Arbeit und die öffentlichen Verkehrsmittel überfüllt sind, der Erfolgsdruck zwingend ist, freundschaftliche Beziehungen nicht gep egt werden und schließlich das Interesse und die Konzentration für Lektüre verloren geht, Ruhe und Gelassenheit fehlen? Zum großen Teil alles Folgeerscheinungen des Lebens in den Klauen der Rund-um-die-Uhr-Abhängig- keit von ökonomischen Zwängen unter Zuhilfenahme allzeitiger Erreichbarkeit im Korsett digi- talen Angeschlossenseins. Anstatt die entsprechenden, auch faszinierenden elektronischen Tools nach eigenem Gutdünken und individueller Wahl zu verwenden, um vom Anschluss zu pro tieren, verfügen die fremd gesteuerten Vernetzungen mit ihrer umfassenden Gegenwärtigkeit über uns.

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Dieses Hin- und Hergerissensein mit und in den entsprechenden Medien ist der springende Punkt, die zentrale Schnittstelle zwischen der Realität und der Reality. Man kann keine sichere Zuschrei- bung mehr machen, weil die Referenz zugleich erscheint und verschwindet. Hat man in der kur- zen Zeit der Wahrnehmung richtig gesehen und verstanden? Schon ist vorbei, wo man doch wis- sen wollte, was gemeint war. Wäre das Verpasste auch wirklich interessant gewesen? War das in den Medien Erschienene ein Ding, war es eine tatsächliche Begebenheit oder war es ein Bild von einem Bilde von einem Objekt, einer Installation oder doch eine absichtliche Täuschung? Die For- men, die immer Inhalte transportieren, sollte man sie auch nicht lesen, verstehen, sind dermaßen geschmeidig geworden, dass sie uns in ihrer Wandlungsfähigkeit verloren zu gehen erscheinen. Sind diese Formen zwar als verstandesmäßige gedacht, zeigen sie sich uns doch auch materiell in Plastik ausgeführt, das uns in seiner Verwandlung praktisch überall begegnen kann und zudem unglaublich resistent sein kann. Plastik hat eine sehr lange Lebensdauer und ist fast unzerstör- bar. Projiziert man diese Materialität auf die Verführbarkeit der Massen für Klischees, so wird das seichte Niveau der Massenkommunikation zu einem „plastischen“ Denken, das, fast nichts sagend, weder aneckt noch etwas wirklich Interessantes betrifft. Es ist eine Information, damit man infor- miert ist, man kann jedoch keinen Unterschied zu vorherigen Informationen feststellen: Es ist eine Redundanz als Übertragung eines Mediums.

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Wir müssen die Medien in Form bringen auf der Suche nach Mitteilungen, die nicht nur verständlich sind, sondern auch Sinn erzeugen. Nicht nur subjektiv, auch gesellschaftlich gesehen. Dieser Prozess ist eine Formatierung als Gefäß oder doch als Stoff, der den Gedankengang momentan als Erkennt- nis umhüllt. Da sind wir wiederum beim Ineinandergreifen von Materie und Information: Plastik ist dabei Kunststoff, der die Idee Form werden ließ, und die Künste sind der Stoff, der die Idee transpor- tiert und als Möglichkeit aufscheinen lässt. Möglichkeiten als Veränderungen, die in ihrer Plastizität wiederum offen und doch gehaltvoll sind. Es geht dann um die unlösbare Verbindung von Politik und Kunst, die sich in der Wertschätzung überschneiden und zwei Seiten der Medaille darstellen. Die Grundbedürfnisse des Lebens in der Ökonomie vorauszusetzen und zu klären, Tausch und Gabe zu bewerkstelligen, den Kompromiss in einer Übereinkunft zu treffen, darum geht es in der Polit- ökonomie. In der Kunst der Fantasie freien Lauf zu gewähren, um Formen der Freiheit zu genießen, schafft die Offenheit des Denkens als Basis der Polarität von Kunst und Politik, wie der Schutz des Lebens und die P ege des Körpers. Sprechen wir dann erneut von Plastik, heißt das Formgebung im Material nach Vorstellungen, die in Wechselwirkung von Medium und Form zustande kommen.

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Die Mediatisierung ist die mit der Entwicklung der Medien und dem Fortschreiten der Zeit sich verändernde gesellschaftliche und individuelle Situation des Lebens auf dem Globus. Mit und in ihr sind wir geistesgegenwärtig und erleben die unterschiedlichsten Begebenheiten und Elabora- te des Politischen und der Kunst. Geht die geschichtliche Entwicklung vorwärts, also in Richtung positiver Veränderungen, so ist sie der Kraftstoff humanitärer Belange sowohl in körperlicher als auch in psychomentaler Hinsicht. Dabei müssen diese nicht ein Mehr darstellen, auch im Weniger kann die neue Qualität liegen. Es geht nicht um Macht, es geht um Kräfte der Entfaltung im Sinne gesellschaftlicher Errungenschaften zum Wohle aller. Diese Kraft nannte man in der Kunst der Moderne Avantgarde, die aber nur eine Stoßrichtung kannte, die für die ganze Welt vorbildlich sein sollte. Dadurch wurden immer nur wenige Persönlichkeiten – vorzüglich aus der westlichen Hemisphäre – zu nationalen und internationalen Repräsentanten der jeweiligen künstlerischen Bereiche. Durch die Mediatisierung des Globus sind wir aber in einem Maße gleichzeitig geworden, dass sich überall unterschiedliche, ebenfalls qualitative Äußerungen kundtun können: Die eine Avantgarde hat sich in viele Kraftfelder verwandelt. Hier noch eine Richtung vorzugeben, wäre altes Denken. Wenn es auch fast unmöglich erscheint, dass dadurch noch Gemeinsamkeiten gene- rierbar sind. Ragen aber Qualitäten hervor, werden sie sich auch im Horizont der Vielen Einzelne pro lieren. Die Chancen der Vielen sind aber beherrschend, weil die Systeme global offen und beweglich sind.

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Gegenwärtig offen und beweglich zu sein, ist die praxisorientierte Doktrin der Globalisierung. Ge- genüber der Ideologie des Konservativismus wäre das demnach der Fortschritt, den alle für sich gepachtet haben wollen. Es fragt sich dann nur, wohin der Fortschritt führen und mit welcher Geschwindigkeit das Fortschreiten passieren soll. Zudem noch, in welchen Bereichen denn der Fortschritt überhaupt sinnvoll ist und ob das Neue besser ist als das Altbewährte. Was lohnt sich erhalten zu bleiben, welche Universalien sind es, die unantastbar gegeben oder doch wertvoll sind? Wie viel Vertrauen haben wir in Risiken, welche Möglichkeiten bergen? Auf jeden Fall kommen wir nicht darum herum, uns diese Fragen zu stellen. Wir können oder sollten nicht so tun, als würden sie uns nicht betreffen. Wie können wir uns entscheiden, wenn die Komplexität globaler Kommunikation jede/n überfordern muss, sobald er sich ihr stellt? Der eine Pol ist demnach das Unmögliche und der andere sind wir selbst. – Indem wir uns in Gedanken nicht dermaßen verboh- ren, dass es uns an die Substanz geht. Im Wechselbad der Gefühle, im Gewitter der Information sind wir gezwungen, die Gedanken über unsere Gedanken so übersichtlich und locker zu halten, dass wir nicht abdriften. Schmerzhafte Erfahrungen sind dabei genauso unumgänglich, wie sich glückhafte Zustände einstellen werden. Wie wir einen notwendigen Ausgleich, eine Kontinuität der angenehmen Emp ndung im Gefühls- und Denkhaushalt erreichen, hängt von der Atmosphä- re und der individuellen Situierung im gesellschaftlichen Kontext ab.

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Wenn die Globalisierung auch allumfassend ist – eigentlich unvorstellbar ist, was ihre Machen- schaften und ihre Verquickungen betrifft –, so ist sie doch im Universum des Denkens eine höchst inspirierende Multidimensionalität, ein Multiversum an Möglichkeiten und Herausforderungen. Wenn persönliche Eingriffe in diese Megamaschine auch unmöglich erscheinen, sind es doch Vor- stellungen von ihrer Funktion, ihren Gefahren und vielem mehr. Der Prozess, den die Globalisierung darstellt, fordert und fördert das Mitdenken und die Selbstverantwortung in hohem Maße. Wozu auch die neuesten Medienentwicklungen ihren Beitrag leisten. Denn ohne diese differen- zierten Quellen und Distributoren der notwendigen Informationen wäre diese gewaltige Vernet- zung der Sender und Empfänger gar nicht zustande gekommen. Die weltumspannende Präsenz und Verfügung über die Multimedien sind der Klebstoff, mit dem sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Kommunikation betrieben wird, wo wir zu Mit-Denkern werden. Diese lösen als Mittäter vor allem lokaler Basisstrukturen und Praxis die bisher tonangebenden Vordenker ab, indem Denken zur Praxis der Theorie und Theorie Praxis des Denkens wird. Man macht sich Ge- danken über das Denken der Anderen und bemerkt, dass alle Gedanken intersubjektiv verstrickt sind. Diese Komplexität bildet die Voraussetzung zur Lösung von Problemen sowohl individueller als auch in extremem Gegensatz dazu globaler Provenienz.

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Mitdenker als Mitakteure sind die Performer/innen im Alltagsleben. Erst das Zusammenspiel aller ergibt das Funktionieren von allem. Wobei es kein vorurteilgeladenes Ausschließen irgendwelcher Beteiligten geben kann; denn die Voraussetzung, das Apriori sind Alle. Auch wenn man gute Grün- de hat: Wer weiß schon, weshalb wer als Ausgeschlossener gelten kann? Und wer maßt sich an, wen auszuschliessen? Es wird immer Gute und Böse geben. Und irgendwelche Schaltstellen, welche die Zuschreibung verordnen. Sie waren die letzten fünftausend Jahre lang die Organe der Macht. Auch heute sind sie es noch als das Management der Massenmedien, das kaum durchschaubar ist, und als Instanz, damit das Leben halbwegs in geordneten Bahnen verläuft. Oft spricht man von Kontin- genz, dem zufällig nicht Notwendigen. Das zu denken, ist allein schon mehr als genug Denkstoff. Doch das Gehirn will und braucht die stete Herausforderung des Denkens, es will immer mehr als das vordergründig Notwendige. Sind es doch die Einbildungskraft, die Fantasie, der Wunsch nach Inspiration, die uns glücklich oder doch zufrieden machen. Deshalb wird auch der Denkstoff noch ein Mehr erhalten, eine Be ügelung seiner selbst durch den Lockstoff der Unzahl an Zusatzstoffen, die uns zur Verfügung stehen. Hin zu Gedanken, die uns unweigerlich – einfach so – überall hin- führen. Wünschenswerterweise zum Besseren.

 

Mindstuff  / From the Brain – to the Brain

3 Fermentierung

G. J. Lischka’s Letters to the Brain are shredded and prepared for the fermentation process. The paper’s cellulose is transformed into glucose and serves the breeding of human brain cells.

4 Fermentierung

Brain cells are introduced into the nutrient solution. The glucose in the solution derives from G. J. Lischka’s Letters to the Brain.

5 Fermentierung

The glucose won from G. J. Lischka’s Letters to the Brain feeds the growth of human brain cells.

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What is thinking? Well, we don’t have to think about it. For it is a process we are constantly involved in. And only in case of the impertinence of our consciousness being interrupted, we will notice: Yes, that’s what I was thinking! But the raging stream of consciousness inevitably and unceasingly pulls us along. And we don’t know where to. Which is the very freedom of thinking, its openness and lack of direction. Only momentarily are we able to nd a hold somewhere along the banks. It is indeed a fact, then, that we won’t ever return to the same stream of consciousness. For, impercep- tibly, it will have changed. Perpetually at work here are the conscious, the unconscious, the felt, the intuited. As are the respective situation, the unintended, as a reaction to the circumstances and the interplay of forces. Depending on our state of mind, we nd ourselves lost in the undergrowth and moving towards a clearing. And then again we will nd ourselves lost in the turmoil of the overlapping three-second-rhythm, the visions, concepts and illusions occupying us. And all this happens by day and by night, in our dreams. It is said to be tens of thousands of thoughts that we are thinking in one day alone.

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What happens in our brains while we think, is this: the ring of the neurons. And so this ring is kept alive and working, it requires fuel. Just like muscles need exercise, so the neurons too are stimulated by input, by inquisitiveness and the acquisition of knowledge from experience and from talking or reading. While we’re still in our mother’s womb, it is hearing that is the” rst” sense to take up its function and to allow us – once we’ve come into the world later on – through lan- guage to acquire a vocabulary, to be extended on throughout our lives. Language, also sign lan- guage, becomes the instrument for depicting our complex social structures, structures which we are all called upon to help create. The actions we undertake are the result of the working connec- tion between head and hand, between thinking and grasping. Thus we work out a concept of the world and of how to manipulate the objects at our disposal. The interplay of the senses warrants our being in the world, our understanding and experiencing the construction of the reality we live in. It is the warp and the woof making up the fabric. Just like content and vessel, like darkness and light, action and reaction, stimulus and re ex, that differ and yet belong together.

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At the centre, as it were, between macro and micro worlds, we move within the horizon of time, stuck within the brackets of perpetual dying and becoming. The period of time given to us cor- responds to the possibilities of behaviour patterns characterising our society, the possibilities of recognising and knowing, of our ways of believing, and the individual conceptions of how life should be lived, or of how it could be, the opinions of each one of us on how things have to be. We are poised between self-determination and heteronomy, making use of the energy at our disposal: It is the act that we perform, according to the established rules, in the scenes through which we cope with our appearances. If we ask ourselves whether it is the material, or the immaterial after all, that calls the shots, that determines us and the world around us, we will be able to express only very meek assumptions within the given dimensions of space and time. Even if, soon, the smallest particle should be proven and god regarded as the entity bringing all of it about, we will probably have to settle for marvelling and being fascinated, and for answers that, within our horizons, ap- pear not only reasonable, but also logical. While at all times being prepared to go in for questions that aren’t always comfortable, but perhaps even frightful.

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As a rule, a bodily organ is supposed to ful l a clearly de ned function – in conjunction with all other organs, of course, that make up the system as a whole. We like to talk, on such occasions, of the organs or individual systems together being more than the sum of the individual parts. How- ever, we might also remark: Where is this more supposed to be if the whole is everything, from a functional point of view? If we take the brain, though, it seems obvious to speak of this more, as in fact it is linked to all parts of the body. The thought process, moreover, relying on experience from past events, takes the outside world in its respective situations and points it into the future. The brain, according to this, is responsible for the synthesis of all bodily functions, a sixth sense, in a way, joining together the so-called ve senses. It is a fundamental rhythm of life that theses come up against antitheses, which nd a momentary synthesis, in order then again to continue being linked together in an endless chain. In language too we assess in hundredths of a second whether what we heard is grammatically correct, whether we know the words and understand their mean- ing. What we have learned, and stored away in our long-term memory, has to be present as a refer- ence. For a word to become a part of it, it has to have been repeated at least a dozen times.

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Just as our short-term memory feeds our long-term memory, and just as intense experiences (bad or good ones) occupy us for a long time, leaving behind deep psycho-mental traces, so it is with our sensual perception and recognition. There is always an interface, a hiatus between reality, its phys- ical experience, and the consciousness of what we have to do, or want to do − the level of direct contact and the meta level abstracting the former. We are observers, evaluating what we observe while observing. This process corresponds to the three-step rhythm of our life, namely that one plus two results in three, and also to the threesome of woman, man and child making up a world formula. That the self, being torn between the other, or the others, constitutes the action as such, and that the necessary energy for feeding actions is the precondition, this is the fuel of thinking. Whatever we may occupy ourselves with, without the basis of nutrition, of health, of temporary well-being, and its counterparts, thinking is but the compulsion of surviving, instinct. And the lat- ter, quite primitively, is the animalistic legacy, as it were, the basis of provenance, the knowledge of genes and memes. Many ritualised actions we execute by simply following our thinking body and acting correctly out of habit.

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Instinctive surety, and bodily thinking, are the safeguards when the preconditions are such as we can rely on. Misjudgements can always happen, inter-subjectivity after all is full of surprises. Hu- man communication is made more dif cult only where “reasonable” attributions become dif cult, because what we call reality to a large extent is generated by Reality (the global masses/media). Images, technical connectedness, inscrutable investments, and the ood of information split our thinking into the extreme poles of brainstorming and brain drain, so that reason hardly has time to come to. Where should there be time for thinking when work is hectic and repetitive, the roads to work and the public transport congested, the pressure to succeed restricting us, friendly rela- tions no longer cultivated, when the interest in and the concentration on reading nally are lost, calm and serenity totally lacking? For the most part, these are all consequences of our living in the grips of a round-the-clock dependence on economic constraints, while all the time being ac- cessible and being stuck in the digital corset. Instead of using the tting, and also no doubt quite fascinating, electronic tools at our own discretion and according to individual choice, in order to pro t from being connected, the externally controlled networks with their comprehensive pres- ence have gained control over us.

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This to and fro with, and within, the respective media is what we are aiming at here, marking the crucial point of intersection between reality and Reality. It is no longer possible to make a clear attribution, as the reference at the same time appears and disappears. Did we see correctly and understand during the short moment of having perceived? It was over before we had time to know what was meant. Would the thing we missed really have been interesting? Was what appeared on the media an actual object, was it an actual occurrence, or was it an image of an image of an ob- ject, an installation, or a deliberate deception after all? The forms, that always transport content, even if we do not read them or understand them, have become so smooth that they appear to get lost to us in their mutability. Even though these forms may be conceived as rational, they also present themselves to us materially, executed in plastic, which we may come across practically everywhere, and which can be incredibly resistant too. Plastic has a very long lifespan und is nearly indestructible. If we project this materiality onto the susceptibility of the masses for clichés, the shallow standards of mass communication turn into a “plastic” thinking that, saying nearly noth- ing, neither steps on anybody’s toes nor does it touch on anything really interesting. It is a piece of information, so we are informed, there is no difference to be made out to previous information, though. It is a redundancy in the shape of a transfer of media.

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We have to bring the media into shape in search of messages that are not just intelligible but also produce meaning. Not just from a subjective point of view, also socially speaking. This process en- tails the formatting of a vessel, or at least a fabric, that momentarily enwraps the train of thought as recognition. Which again brings us back to the interplay between matter and information. Plas- tic in this case being an arti cial substance letting an idea become form, while the arts are the fabric that carries the idea and makes it appear as a possibility. Possibilities here meaning changes that, in their plasticity, are open and yet rich in content. The result testi es to the indissoluble connection between politics and art, which overlap in our appreciation and make up the two sides of a medal. What matters for our economy is to predict and to take care of life’s basic needs, to en- able barter and trade. Political economy is about arriving at an agreement through compromise. Art, on the other hand, is about giving free reign to imagination, in order to enjoy various forms of freedom. These latter are the openness of thinking as much as the basis of the polarity of art and politics, the preservation of life and the caring for our physical needs. If we were to speak once more of plastic, then, we would refer to the shaping of materials according to ideas coming about through the correlation of medium and form.

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Media hegemony is the social and individual situation of life on this planet, changing with the development of the media themselves and with time progressing. With, and within this situation, our minds are present and experience the most diverse occurrences and concoctions of politics and art. If the historical development moves forward, that is if it moves in the direction of posi- tive changes, then this development is the fuel of humanitarian concerns, both in a physical and a psycho-mental respect. And the change does not have to consist in a more, the new quality can equally be contained in a less. This is not about power, this is about forces of development in the interests of social achievements for the bene t of all. In the art of Modernity, this force was called avant-garde, which knew only one direction, though, supposed to be a model to the rest of the world. Thus it always was only a small number of personalities – preferably hailing from the West- ern hemisphere – who became national and international representatives of their respective artis- tic elds. Through the new media enveloping our globe, though, we have become simultaneous to such an extent that different, also qualitative utterances can form all over the place. The one avant-garde has been transformed into many force elds. To still postulate one particular direc- tion would be nothing but old thinking. Even though it appears almost impossible that common features could be generated this way. However, if certain qualities stand out, individuals will make a name for themselves even against the horizon of many. Yet, the chances of the many will pre- dominate as the systems are open globally and mobile.

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To be open and mobile practically seems to be the current doctrine of globalisation. In contrast to the ideology of conservatism, this would be the progress, therefore, that we all would claim to have the monopoly on. The only question being where this progress is supposed to lead, and at which speed the progressing is meant to take place. Moreover, in which areas the progress is sensible in the rst place. Whether the new is better than the tried and tested. What is worth being preserved, which universals are sacrosanct or at least precious? To what extent do we trust in risks that harbour possibilities? In any case, we will have no choice but to face up to these questions. We cannot, or should not, do as if they did not concern us. How can we come to a decision when the complexity of global communication must overtax us all, should we happen to face it? The one pole, consequently, being the impossible, and the other ourselves. Well, by not getting hung up on thoughts to such extremes that it touches on our substance. Riding the roller-coaster of emotions, tossed about by the whirlwind of information, we have no choice but to keep our thoughts on our thoughts controlled and loose, so as not to drift off. Painful experiences will be just as unavoidable, in the process, as there will be blissful states of mind. Whether we will achieve a necessary balance, a continuity of an agreeable state in our emotional and mental metabolism, will depend on the atmosphere and on our individual setting within our social context.

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Even if globalisation is all-encompassing, in fact inconceivable as far as its machinations and rami- cations go, it nonetheless is a highly inspiring multi-dimensionality, a multiverse of possibilities and challenges in the universe of thinking. Even though personal interventions in this mega-ma- chine appear impossible, what is possible are conceptions of its functions, its pitfalls and many other things. The process that globalisation represents to a large extent calls for and promotes our thinking for ourselves and our personal responsibility. For which purpose the latest developments in the media eld also are doing their part. For, without these sophisticated sources and distribu- tors of vital information the vast network of senders and recipients would not have come about in the rst place. The worldwide presence and accessibility of the new media is the cohesive driving both individual and social communication, in which latter we become co-thinkers. Who, as accom- plices, especially within local structures and on the practical level, replace the hitherto predomi- nant masterminds, which happens thanks to thinking becoming the practice of theory and theory the practice of thinking. We speculate on the thoughts of others and realise that all thoughts are linked inter-subjectively. This complexity forms the basis for the solving of problems pertaining both to the individual and, at the other end of the spectrum, to the global level.

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In everyday life, the performers are co-thinkers as co-actors. Only the interplay of everybody with everybody enables the functioning of everything. And there can be no prejudiced exclusion of any- one here, for the precondition, the a priori, are all of us. Even though there might be good reasons, who knows why someone could be regarded as excluded? And who would presume to exclude someone? There will always be good and evil ones. And some hubs attributing the roles. Over the past ve thousand years, these have been the bodies of power. And they still are, in the form of mass media management, which is far from transparent, and as an authority seeing to it that life runs along halfway organised lines. We often speak of contingency, of that which coincidentally is not necessary. To get one’s head around this is more than enough food for thought. Yet the brain wants, and needs, the constant challenge of thinking, it always wants more than the blatantly nec- essary. After all, it is our imagination, and the desire for inspiration, that make us happy, or at least satis ed. Which is why thinking matter too will be given a more, a stimulation, through the lure of the multitude of additives at our disposal. For us to come up with thoughts that, inevitably, just like that, lead us anywhere. Preferably towards the better.